Weibliche Arbeitsbereiche, die den Mehrwert für die Gesellschaft produzieren, stehen hier männlichen Arbeitsbereichen gegenüber, welche den männlichen "Wert" prägen. Diese Verhältnisse hat der Kapitalismus nicht geschaffen, jedoch durch seine Verschränkung der wechselseitige (Re-) Produktion von Geschlechterverhältnissen verändert und geprägt.
Die neoliberale Ausprägung des Kapitalismus führt dazu, dass Frauen aufgrund der ihnen zugeschriebenen Eigenschaften eher eingestellt werden können. Ein Beispiel dafür wäre der Bereich der Pflege und Erziehung. In diesem Bereich arbeiten mehrheitlich Frauen, jedoch unter der Führungsposition eines Mannes. Die Bezahlung ist in diesem Sektor geringer, als in den meisten anderen, vor allem männlich geprägten, Sektoren wie Industrie. Die Bezahlung von Frauen ist selbst bei mehrheitlich von Frauen ausgeübten Tätigkeiten also geringer als die von Männern. Dies verdeutlicht ganz offensichtlich die patriarchal- bzw. asymetrisch- vergeschlechtlichte Gesellschaft.
https://de.statista.com/infografik/21138/entwicklung-des-gender-pay-gap-in-deutschland/ |
Woher kommt dieser unbegründete Unterschied, der von uns als so selbstverständlich angenommen wird?
https://www.slideserve.com/arnaud/dr-jana-r-ckert-john |
Dabei finden auch Klischees zu ihrer vollen Blüte: "Frauen und Technik", "Jungen können Mathe besser", "Jungen weinen nicht" und und und. Auf die Arbeitswelt übertragen implementiert sich daraus auch ganz banal folgende Verteilung: der Mann arbeitet, die Frau bleibt zuhause für den Haushalt und die Erziehung. Selbst im 21. Jahrhundert, in dem dieses Rollenbild als veraltet gilt, zeigen Mängel im System, wie schwierig bis unmöglich es einer Frau ist, losgelöst von dem manifestierten Bild in der Arbeitswelt gleichwertig behandelt zu werden. Entschließt sich eine Frau dazu eine Familie zu gründen, so ist das einer Sisyphusarbeit gleichzusetzen: Wie lange gehe ich in Elternzeit? Gehe ich nur kurz, bin ich eine Rabenmutter und bleibe ich lange, habe ich den Karriereaufstieg verpasst. Und was passiert mit dem anderen Elternteil? Wird dieses nun völlig aus dem Familienleben ausgeschlossen, weil es auf die Arbeit angewiesen ist? Ist das ein gerechtes System? Und wieso ist es immer noch ein solches Tabu über Geld und Einkommen zu sprechen? Dieses Verschweigen kommt letztlich nur dem Arbeitgeber zugute und löst Ungleichheiten nicht, sondern untermauert sie sogar. Es ist daher essenziell als Arbeitnehmer über seinen eigenen Wert zu wissen und sich auszutauschen mit Kolleg*innen. Nur dadurch kann auf Fehler aufmerksam gemacht werden und ein Umbruch stattfinden.
Die Jagd nach Mehrwert ist der zentrale Antrieb einer privatkapitalistischen Wirtschaft. Erlahmt sie, aus welchen Gründen auch immer, verliert das System an Stabilität. Der Kapitalismus wächst oder er ist in der Krise. Dazwischen gibt es nichts. Wachstum im neoliberalen Kapitalismus wird repulsiv und bedeutet keineswegs mehr Wohlstand für alle. Es befördert gesellschaftliche Spaltung, indem es die Vermögen der Reichen mehrt und zugleich immer mehr Menschen in prekäre Lebenslagen abdrängt. Und es nimmt die Natur in einem Maße in Anspruch, das ihre Regenerationsfähigkeit überfordert. Man bedenke die Klimakrise.
Letztlich möchte ich noch auf unsere aktuelle Lage eingehen, da die Corona Krise ein Bilderbuchbeispiel für dieses ungleiche System ist. Die aktuelle Corona Krise, die ja alle treffe, trifft manche eben doch härter als andere. Was passiert mit alleinerziehenden Elternteilen, die alleine zuständig für die finanzielle Absicherung sind? Und wieso wird erst jetzt den systemrelevanten Berufen Aufmerksamkeit und Solidarität gezollt, da ihre Dringlichkeit in einem heruntergefahrenen Staat so unübersehbar ist? Jene Berufe die hauptsächlich von Frauen getragen werden; jene Berufe, die unverhältnismäßig weniger bezahlt bekommen. Diese Personen arbeiten jetzt über jegliche Maßen hinaus unter unglaublichen Bedingungen. Vielleicht rüttelt die Krise uns auch diesbezüglich auf. Geschlechter haben keine Wichtigkeit während der Ausübung einer Arbeit. Wichtigkeit hat die Qualifikation und Qualität der Arbeit. Der profitorientierte Kapitalismus zeigt Lücken im Sozialstaat auf, die gerade jetzt nicht mehr zu übersehen sind. Wichtig sind daher Reformen und Veränderungen hingegen eines Infrastruktursozialismus. Es müssen Maßnahmen in Kraft treten, die das Gesundheitswesen aus dem Markt zieht und Großunternehmen dazu verpflichtet, ihre wirtschaftliche Tätigkeit stärker auf das Allgemeinwohl anzupassen.
Ich bedanke mich für die Zeit, die Du dir zum Lesen genommen hast.
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